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| Schlagwort: | Literaturbegriff |
| Beschreibung: | Der literaturwissenschaftliche Grundbegriff ‚Literatur’ wird im Fach unterschiedlich bestimmt. Die zahlreichen vorliegenden Untersuchungen zum Literaturbegriff werden in unterschiedlicher Absicht ausgeführt: Unter rekonstruktivem Aspekt werden (1) im Rahmen der Wortgeschichte die Ursprünge des Ausdrucks ‚Literatur’ geklärt; (2) Die Sachgeschichte untersucht die historische Abfolge der Produktion und Rezeption einzelner literarischer Texte; (3) die Begriffsgeschichte untersucht historisch variable Erläuterungen des Konzepts ‚Literatur’. In systematischer Perspektive werden eigene Definitionen von ‚Literatur’ formuliert, zum Beispiel mit dem Ziel, den über die gesamte Literaturgeschichte stabilen Kern des Konzeptes ‚Literatur’ anhand notwendiger und hinreichender Merkmale zu fassen. Während der Versuch einer Definition in diesem Sinne gerade von postmoderner Seite als gescheitert angesehen wird, wurden in der analytischen Ästhetik verschiedene – teils sehr komplexe – Definitionen formuliert, ohne dass sich bisher ein Vorschlag durchsetzen konnte. In der gegenwärtigen Literaturwissenschaft werden mehrere Literaturbegriffe verwendet. Es lassen sich sehr grob formuliert (1) ein enger, normativer Literaturbegriff und (2) ein weiter, deskriptiver Literaturbegriff unterscheiden. Im engeren Sinne (1) wird Literatur meist als gelungenes sprachliches Kunstwerk verstanden, das z.B. über eine elaborierte sprachliche Struktur, besondere ästhetische Eigenschaften und einen anspruchsvollen Inhalt verfügen muss. (2) Literatur im weiten Sinne umfasst die zu verschiedenen Zeiten als ‚Literatur’ bezeichneten Texte. Ein heute ebenfalls verbreiteter, wenn auch verkürzter Literaturbegriff schließt (3) alle fiktionalen Texte ein. (4) In der weitesten Auffassung wird nicht nur ein bestimmter Typ von Texten, sondern das gesamte Handlungssystem, in dem diese Texte produziert, vermittelt und rezipiert werden, als ‚Literatur’ bezeichnet. Häufig wird auch (5) der adjektivische Ausdruck ‚literarisch’ verwendet, der eine graduierbare (‚ästhetische’) Qualität (vgl. Literarizität) auch solcher Texte bezeichnet, die nicht als ‚Literatur’ im Sinne von (2) bezeichnet werden. Bestimmungen des Literaturbegriffs sind nicht zuletzt deshalb umstritten, weil davon ausgegangen wird, dass aus der Explikation des Literaturbegriffs abgeleitet werden könne, was der Gegenstand der Literaturwissenschaften sei. |