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Schlagwort: Literarizität und Poetizität
Beschreibung: Die Begriffe ‚Literarizität’ oder ‚Poetizität’ werden teilweise synonym, teilweise nicht synonym und zudem uneinheitlich verwendet. Unter ‚Literarizität’ und/oder ‚Poetizität’ wird (1) eine besondere Art der Sprachverwendung verstanden, die Syntax bzw. Grammatik (Kohäsion), Semantik (Referenz) und Pragmatik (situativer Bezug) betrifft. In diesem Sinne gibt es eine besondere ‚Sprache der Literatur’, die von der Alltagssprache abweicht. ‚Literarizität’ wird (2) für Textsorten verwendet und bezeichnet die Eigenschaft von Texten, literarisch zu sein. Die Bedingungen, unter denen Texte literarisch sind, können dabei solche sein, die unter (1) genannt werden. In diesem Verständnis sind ‚poetische’ Texte meist eine Untergruppe aller literarischen Texte. (3) wird mit ‚Literarizität’ und/oder ‚Poetizität’ ein bestimmter Modus der Verarbeitung von Texten bezeichnet. In diesem Verständnis sind nicht die Eigenschaften der Texte, sondern die Einstellung der Rezipienten zu ihnen ‚literarisch’ oder ‚poetisch’: Leser verarbeiten Texte literarisch (vgl. Empirische Literaturwissenschaft).
In den verschiedenen Literaturtheorien ist die Besonderheit der Literatur im Sinne von (2) jeweils unterschiedlich bestimmt worden. Nach strukturalistischer Auffassung z.B. ist es spezifisch für literarische Texte, dass sie ‚sekundäre semiotische Systeme’ sind (vgl. Semiotik), die aus dem Material einer natürlichen Sprache (einem ‚primären semiotischen System’) bestehen und nach bestimmten Regeln gebildete Strukturen aufweisen. Der vielleicht am meisten verbreitete Bestimmungsversuch von ‚Poetizität’ stammt von Roman Jakobson. In sprachlichen Äußerungen kommen nach Jakobson verschiedene ‚Funktionen’ zur Geltung; so kann z.B. ein Sprecher seine emotionale (vgl. Emotion) Einstellung gegenüber seiner Nachricht ausdrücken (‚emotive’ Funktion), dem Empfänger etwas über die Wirklichkeit zu verstehen geben (‚referentielle’ Funktion) oder ihn zu einer Handlung bewegen wollen (‚konative’ Funktion). Für poetische Texte ist nun charakteristisch, dass in ihnen die ‚poetische’ Funktion dominiert. Diese besteht darin, die Aufmerksamkeit des Empfängers auf die sprachliche Struktur der Nachricht selbst zu lenken.
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