écriture féminine (Schlagwort)‚Écriture féminine’ (weibliches Schreiben) ist ein Begriff aus der französischen Feministischen Literaturtheorie, der vor allem von Hélène Cixous geprägt wurde. Er bezieht sich auf bestimmte Schreibweisen sowohl literarischer als auch theoretischer Texte. In Bezug auf Literatur ist dieses Schreiben durch ein Ensemble von Verfahren der Textgestaltung gekennzeichnet, das allerdings unterschiedlich bestimmt wird. Oft werden Dialoghaftigkeit, Offenheit, Überschreiten von Gattungsgrenzen, Nicht-Linearität und andere Merkmale angeführt, deren Ziel es ist, sich der herrschenden symbolischen Ordnung des Phallogozentrismus entgegenzustellen. Betont wird meist, dass écriture féminine nicht an das biologische Geschlecht der Verfasser gebunden ist. Nicht alle Varianten feministischer Literaturtheorie unterstützen die Annahme einer écriture féminine. Theorien: Feministische Literaturtheorie, Gender Studies |
Abweichung (Schlagwort)Unter ‚Abweichung’ versteht man im Allgemeinen den Verstoß gegen als standardsprachlich geltende Regeln und Normen. Als ‚poetische Abweichungen’ gelten solche Normverletzungen immer dann, wenn sie in literarischen Texten vorkommen und bestimmte Funktionen erfüllen. Ihr Spektrum reicht von phonologischen bis hin zu semantischen und pragmatischen Abweichungen. Poetische Abweichungen werden nicht negativ sanktioniert. Der Formalismus hat als erster die Relevanz dieser Regelverstöße für die [[keyword:Literarizität und Poetizität:Literarizität]] von Texten herausgestellt (vgl. auch Verfremdung). In jüngerer Zeit hat Harald Fricke das Konzept in seiner Abweichungspoetik aufgegriffen; vgl. "Norm und Abweichung“ (1981).Theorien: Formalismus |
Adorno, Theodor W. (Schlagwort)Der deutsche Philosoph und Soziologe Theodor Wiesengrund Adorno (1903-1969) gilt zusammen mit Max Horkheimer als Begründer der sog. Kritischen Theorie. In seinem umfangreichen, u.a. von Karl Marx, Sigmund Freud und Walter Benjamin beeinflussten Werk widmete sich Adorno zahlreichen soziologischen, musikwissenschaftlichen und philosophischen Gegenständen. Die für die Literaturtheorie wichtigsten Werke sind der zusammen mit Horkheimer verfasste Band "[[literature:Dialektik der Aufklärung]]" (1947), die unter dem Titel "Noten zur Literatur" gesammelten literaturwissenschaftlichen Essays (1958-1965) und die erst postum erschienene "[[literature:Ästhetische Theorie]]" (1970).Theorien: Ideologiekritik |
affective fallacy (Schlagwort)(engl.: affektiver Fehlschluss) Von William K. Wimsatt und Monroe C. Beardsley im gleichnamigen Aufsatz 1949 eingeführter Begriff, der sowohl für eine wertungstheoretische als auch für eine bedeutungstheoretische Annahme steht: Weder die Wertung noch die Erschließung der Bedeutung eines literarischen Werks dürfe unter Rückgriff auf die subjektiven Reaktionen eines Lesers stattfinden, weil die Auseinandersetzung mit den subjektiven Wirkungen eines Werkes keine Auseinandersetzung mit dem Werk selbst sei. Wimsatt und Beardsley beschreiben den affektiven Fehlschluss als Ergebnis einer Verwechslung des Werkes mit seiner subjektiven Wirkung. Gemeinsam mit der These vom intentionalen Fehlschluss (intentional fallacy) stützt die These vom affektiven Fehlschluss einen der zentralen Gedanken des New Criticism: die Überzeugung, dass Wertung und Interpretation eines Werkes auf das Werk als autonomen (vgl. Autonomie) ästhetischen Gegenstand gerichtet sein müssen.Theorien: New Criticism |
Šklovskij, Viktor B. (Schlagwort)Der russische Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Viktor Šklovskij (1893-1984) zählt als eines der Gründungsmitglieder der Petersburger "Gesellschaft zur Erforschung der poetischen Sprache" (OPOJaZ) zu den Hauptvertretern des Russischen Formalismus. Seine Arbeiten gaben dem Strukturalismus und der Semiotik wichtige Impulse. Eine Zusammenstellung wichtiger Texte Šklovskijs, darunter der programmatische Aufsatz "Kunst als Kunstgriff" (dt. Übers. "Die Kunst als Verfahren"), bietet der Sammelband "Theorie der Prosa" (1925, dt. 1966). Als weiterer wichtiger Beitrag ist sein Band "Schriften zum Film" (dt. 1966) zu nennen. Theorien: Formalismus |
Althusser, Louis (Schlagwort)Der französische Philosoph (1918-1990) gilt als einer der bedeutendsten Theoretiker des Marxismus. Er trat für eine strukturalistische Rezeption und Analyse marxistischer Grundlagenwerke ein und hatte Einfluss auf Theoretiker wie Michel Foucault, Jacques Derrida und Judith Butler. Wichtige Werke sind u.a. „Pour Marx“ (1965) und „Lire le Capital“ (1965).Theorien: Strukturalismus, Marxismus |
Analytische Literaturwissenschaft und Ästhetik (Schlagwort)Als ‚Analytische Literaturwissenschaft’ wird eine von der analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie beeinflusste literaturtheoretische Richtung bezeichnet. Auch wenn unter diesen Begriff recht unterschiedliche Ansätze fallen, liegt eine Gemeinsamkeit in dem Versuch, Standards, Theorien und Methoden der analytischen Philosophie in die Literaturwissenschaft einzuführen. Charakteristisch für die analytische Literaturwissenschaft ist ein Bemühen um reflektierte Methodik, argumentative Stringenz sowie ein hohes Maß an terminologischer Transparenz. Weite Teile der analytischen Literaturtheorie befassen sich mit der Rekonstruktion der literaturwissenschaftlichen Praxis und sind im Vergleich mit anderen Literaturtheorien insofern auf einer Metaebene anzusiedeln. Aus der Rekonstruktion dieser Praxis werden aber auch Annahmen über plausible Ziele, Verfahren und Standards der literaturwissenschaftlichen Praxis entwickelt. Bisherige Hauptarbeitsgebiete sind u.a. die Theorie der [[keyword:Fiktionalität]] und der Interpretation, die Klärung literaturwissenschaftlicher Grundbegriffe wie ‚Autor’ oder ‚Bedeutung’ sowie Probleme der literaturwissenschaftlichen Methodologie. Zu den Hauptvertretern der analytischen Literaturwissenschaft in Deutschland gehören Harald Fricke und Werner Strube. Diese Richtung der Literaturwissenschaft steht der Analytischen Ästhetik nahe, die Probleme der Ästhetik unter Rückgriff auf Ansätze der analytischen Philosophie zu lösen versucht. Sie wendet sich gegen essentialistische bzw. universalistische Auffassungen von Ästhetik und setzt sich z.B. ausgehend von einer Analyse der Sprechweise über Kunst mit kunsttheoretischen Grundfragen wie ‚Was ist Kunst?’ oder ‚Was sind ästhetische Urteile?’ auseinander. Theorien: Analytische Literaturwissenschaft und Ästhetik |
Analytische Literaturwissenschaft und Ästhetik (Theorie)Schlagworte: Analytische Literaturwissenschaft und Ästhetik, Searle, John, Definition und Explikation, Exemplifikation, Ästhetische Erfahrung, Sprechakt, Strube, Werner, Fricke, Harald |
Anthropologie der Literatur (Schlagwort)Mit dem Begriff ‚Anthropologie der Literatur‘ (z.T. auch ‚literarische Anthropologie‘) werden unterschiedliche programmatische Ansätze bezeichnet. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie literaturwissenschaftliche Fragestellungen mit anthropologischen verbinden. Die literarhistorischen Ansätze, in denen die Beziehungen zwischen Literatur und der jeweils zeitgenössischen Anthropologie untersuchen werden, z.B. um die literarischen Texte besser zu verstehen, oder Literatur als Repräsentation kultureller Selbst- und Fremderfahrungen erforscht wird, lassen sich verschiedenen Literatur- und Kulturtheorien zuordnen. Als eigene Literaturtheorie kann Anthropologie der Literatur dann gelten, wenn in grundsätzlicher Weise nach der Funktion gefragt wird, die Literatur für den Menschen hat – etwa nach ‚anthropologischen Konstanten‘ gesucht wird, die Literatur aufweist –, und Erklärungsvorschläge für das Phänomen Literatur und ihre Entwicklung mit Rückgriff auf anthropologische, evolutionsbiologische oder kognitionspsychologische Forschung erarbeitet werden. Für den deutschen Sprachraum sind als wichtige Beispiele für unterschiedliche Varianten einer Anthropologie der Literatur als Literaturtheorie Wolfgang Isers Arbeiten zum Fiktiven und Imaginären und Karl Eibls Entwurf einer „biologischen Literatur- und Kulturtheorie“ („Animal poeta“, 2004) hervorzuheben. Auch wenn psychoanalytische Literaturtheorien einen ähnlich grundlegenden Anspruch erheben, werden sie in der Regel nicht der Anthropologie der Literatur zugeordnet. |
Anthropologie der Literatur (Theorie)Schlagworte: Iser, Wolfgang, Kommunikation, Rezeption und Wirkung, Schemata, Kognition, Emotion, Fiktionalität, Funktionen von Literatur |